Das Bronzedenkmal der „Väter des Kommunismus“, Karl Marx und Friedrich Engels, das nahe der Karl-Liebknecht-Straße in Berlin-Mitte steht, könne auf das Gelände der Humboldt-Universität (HU) umziehen. So der Vorschlag des Vereins „Berliner Historische Mitte“. Der Standort der Universität Unter den Linden sei ein idealer Platz für die beiden Philosophen-Köpfe. Schließlich hätten beide an der HU Berlin studiert. So begründete die Vereinsvorsitzende Annette Ahme den Vorschlag.
„Die Idee ist gar nicht von mir, sondern einfach so entstanden“, sagte die Vorsitzende im Sputnik-Interview. „Die Idee wurde aus dem Ärmel geschüttelt, aus der Gruppe heraus. Sie kam von einer Dame aus der Gruppe.“ Ihr Verein sei ein „Förderverein zur Wiedergewinnung des alten Berliner Stadtkerns.“
Nun stünden Gespräche an zur Umsetzung des Vorhabens. Denn: „Viele Verantwortliche haben das zu entscheiden.“ Zum einen das Bezirksamt Berlin-Mitte. Ebenso der Denkmalschutz. „Auch der Kultursenator. Wir werden natürlich Gespräche führen mit der Humboldt-Uni. Wir werden auch Gespräche führen mit der Bezirksverordnetenversammlung Mitte. Auch mit dem Denkmalamt sowie mit Künstlern, falls diese aufzutreiben sind.“Denkmal weg – Platz für die Landesbibliothek?
Die Umsetzung des Denkmals sei erst mal nur „Stadtgespräch“. Genauso wie Diskussionen über einen neuen Standort der Zentral- und Landesbibliothek.
„Heute wird in den Berliner Zeitungen überlegt, wo die Bibliothek hinkommt“, so Vorsitzende Ahme. „Da gibt es mittlerweile nur noch zwei Standort-Alternativen: Entweder in der Mitte, da wo jetzt Marx und Engels stehen. Und wenn die Bibliothek da hinkäme, müssten die Denkmäler sowieso weg. Da sind auch sehr viele dafür. Oder eben am Halleschen Tor. Außerdem stehen sie aktuell da nicht gut. Sie stehen am Rand.“
Ahme gehe es um folgendes: „Wir kämpfen dafür, dass in der Mitte wieder mehr Stadt entsteht: Dichte, Turbulenz, pulsierend. Gastronomie, Geschäfte, Häuser, Wohnungen. Dass es eben da kracht – so wie am Hackeschen Markt ungefähr.“ Ihren Verein störe aktuell, dass es in Mitte „zu viel Leere“ gebe. „In die Mitte gehört Leben. Dass man sich da trifft. In der Mitte muss gelebt und gewohnt werden.“
Marx und Engels: „Strenger Blick gen Osten“
Ein Mitarbeiter der Pressestelle der Humboldt-Universität zu Berlin zeigte sich überrascht, als unsere Anfrage eintraf. „Bisher gab es keinen Kontakt mit diesem Verein“, so der HU-Sprecher gegenüber Sputnik am Freitagmittag. „Wir haben davon auch nur in der Presse erfahren.“ Eine Sputnik-Anfrage bei der Pressestelle der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen wurde mit dem Hinweis erwidert, dass für städtische Denkmäler die Senatsverwaltung für Kultur zuständig sei. Die Pressestelle vom Kultur-Senat stand für eine Stellungnahme gegenüber Sputnik bis Redaktionsschluss am Freitag nicht zur Verfügung.

Die DDR-Führung wollte damals die Freifläche am Marx-Engels-Platz nutzen. Daraufhin entschied 1977 die Kunstkommission des Ministeriums für Kultur, einen Entwurf des Bildhauers Ludwig Engelhardt umzusetzen. Nach neun Jahren Bauzeit wurde das Monument im April 1986 feierlich eingeweiht. Seit der Wende gibt es in Berlin verschiedene Ansichten, teilweise Streitgespräche, wie mit dem Marx-Engels-Forum verfahren werden soll und ob die Bronze-Figuren stehenbleiben können – oder aus dem Stadtbild verschwinden sollen.
Das komplette Interview mit Annette Ahme („Berliner Historische Mitte“) zum Nachhören:
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