Angela Merkel muss nach wie vor keine Angst haben, bei „Anne Will“ in ein Kreuzverhör zu geraten. Die gelegentlichen nachbohrenden Fragen der Moderatorin sind für die Kanzlerin vielleicht unangenehm, weil ihr Redefluss unterbrochen wird, aber wirklich auf die Probe gestellt wird die deutsche Regierungschefin zu keinem Zeitpunkt.
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Da erpresst und demütigt ein US-Präsident angebliche Verbündete und Freunde rücksichtslos, demonstriert öffentlich, dass er nur bedingungslose Gefolgschaft akzeptiert, und die deutsche Kanzlerin schafft es, ihrem kanadischen Kollegen in den Rücken zu fallen, indem sie seine Haltung gegenüber diesem imperialen Auftreten, die zu Trumps Wutausbruch über Twitter führte, so bewertet:
„Das heißt, der kanadische Ministerpräsident hat agiert, und das ist dann die Folge.“
Merkel kann sich auch im Hinblick auf die Migrationspolitik herausreden. De facto kamen über Wochen zig-tausende Menschen ins Land, von denen niemand wusste, wer sie sind, weil sie einfach irgendetwas in den Fragebogen schreiben konnten. Eine Praxis, die schon seinerzeit heftigst kritisiert wurde, wofür man dann aber umgehend als herzloser Rassist beschimpft wurde. Nun sitzt Angela Merkel im Studio und erklärt mit unschuldigem Augenaufschlag:„Man hat dann ja auch wieder aufgehört damit, das heißt also, das ist nicht vollkommen ungehört verhallt und hat solche Verfahren mit dem schriftlichen Fragebogen nicht mehr gemacht, denn es hat sich dann herausgestellt, dass unter den Flüchtlingen auch solche sind, die nicht Schutz suchen, sondern, die terroristische Attacken verüben wollten.“
Den aktuell das Land bewegenden Fall der ermordeten Susanna F. findet sie natürlich auch schrecklich und abscheulich, kann dann aber als Konsequenz einen Allgemeinplatz verkünden:
„Aber der Fall zeigt doch, wie wichtig es ist, dass Menschen, die keinen Aufenthaltsstatus haben, schnell ihr Verwaltungsgerichtsverfahren bekommen und dann auch schnell wieder nach Hause geschickt werden.“
Obwohl doch das Problem ist, dass immer mehr ausreisepflichtige Menschen wegen diverser Hemmnisse über Jahre im Land bleiben können. Gerade der Fall Susanna F. zeigt, dass es eben dringend erforderlich ist, Asyl und Migration aus anderen Gründen strikt voneinander zu trennen.
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Angela Merkel kann auch ohne Einwürfe folgenden Satz verlautbaren:
„Ungarn hat eine EU-Außengrenze und macht für uns da in gewisser Weise die Arbeit.“
Wenigstens in einem Fall wird Angela Merkel wohltuend deutlicher, und natürlich sind wir von Sputnik befangen, aber gefreut hat uns doch, als die Kanzlerin auf die Frage, ob sie zur WM nach Russland fährt, wie folgt antwortete: „kann gut sein“:
„Die Fußball-Weltmeisterschaft ist an Russland vergeben worden. Ich wünsche unserem Team natürlich, unserer Mannschaft alles Gute. Und dass man diese Mannschaft vielleicht auch als Bundeskanzlerin begleitet und nicht nur deshalb, weil sie jetzt in Russland ist, da nicht hinfährt, da habe ich eben meine eigene Auffassung dazu. Es gibt immer auch andere Meinungen, aber ich habe die meinige.“
Die deutsche Kanzlerin kann also Rückgrat zeigen, wenn sie will. Vielleicht sollte sie das öfter tun.
* Die Meinung des Autors muss nicht der der Redaktion entsprechen.
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