„Außerdem verfolgt man in Pjöngjang aufmerksam, wie die USA versuchen, Russland, China und selbst ihre eigenen Verbündeten unter Druck zu setzen, um die amerikanischen nationalen Interessen durchzusetzen. Zwar ist sich die nordkoreanische Führung darüber im Klaren, dass ihre Bemühungen im Atom- und Raketenbereich Moskau und Peking irritieren, da weder Russland noch China ein unberechenbares nukleares Nordkorea brauchen. Doch Pjöngjang scheint beschlossen zu haben, die Aussichten auf günstige – vor allem wirtschaftliche – Beziehungen mit diesen Ländern zu opfern, und zwar in der Hoffnung, dass alles wieder in Ordnung kommt, während die Raketen und die Atomsprengsätze weiterhin zur Verfügung stehen werden“, so Alexejew.
Er postuliert, derzeit gebe es keine Gründe zu vermuten, dass die Regierung in Pjöngjang nur bluffe und lediglich das Ziel verfolge, mit seinem Atom- und Raketenprogramm Punkte zu sammeln, um sie dann gegen internationale Wirtschaftshilfe zu tauschen.
Der russische Politik- und Militärexperte Anatoli Iwanko weist in einem Gastbeitrag für die Wochenzeitung „WPK“ darauf hin, dass es mehrere Versionen darüber gebe, wozu Nordkorea seinen im Januar gemeldeten Atomtest brauche. Manche wittern dahinter beispielsweise eine PR-Aktion mit dem Ziel, die persönlichen Popularitätswerte des jungen Herrschers Kim Jong Un im eigenen Land zu fördern. Nach Ansicht anderer Analysten wollte die Regierung in Pjöngjang ihre Stärke gegenüber den USA demonstrieren.
Doch das wahre Ziel des Atomtests war laut Iwanko „möglicherweise durchaus simpel und bestand darin, die Forschungsergebnisse und Berechnungen experimentell zu überprüfen, während die internationale Resonanz von vornherein als Nebenwirkung in Kauf genommen wurde.“
„Die internationale Gemeinschaft, darunter auch die wichtigsten Atommächte, hat Nordkoreas Vorgehen verurteilt und sich darüber besorgt gezeigt, dass sich die Situation in der Region verkompliziert. Trotzdem gibt es Gründe zu glauben, dass Pjöngjangs Kalkül richtig war. Denn nach jedem Atom- oder Raketentest wird seine Rhetorik aggressiver und läuft auf einen weiteren Kuhhandel mit den USA und weiteren Ländern hinaus“, so Iwanko. Dabei versuche Nordkorea, sich als Staat mit einer international berücksichtigten Meinung zu etablieren und Kim Jong Un als Politiker von einem Länderübergreifenden Einfluss zu präsentieren.
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