Auf Ebay Kleinanzeigen findet man mitunter sonderbare Angebote, aber der Verkaufsgegenstand, der zurzeit das Netz erfreut, stellt alles bisher Gekannte in den Schatten: Verkauft sollte nämlich eine elf Kilometer lange Bahnstrecke werden – Angebote gab es reichlich, nun tritt der Anbieter in die Verhandlungsphase.

Der Verkaufsgrund ist, dass der Förderverein Werra-Fulda-Bahn, der sich um die Strecke gekümmert hatte, nicht mehr dazu imstande ist. Die Männer seien zu alt und zu wenige, erklärt Jürgen Baumgardt, Vorsitzender des Fördervereins im Sputnik-Interview. Aber erhalten will der Verein die Strecke unbedingt wissen, die für ihn ein Stück deutscher Geschichte und außerdem eine wichtige Verbindungsstrecke für sonst abgeschnittene Ortschaften darstellt.

Und in der Tat droht den Schienen Gefahr, denn wo Loks fahren, dort sind auch Steigung und Gefälle gut geregelt und damit ideale Bedingungen für Fahrradfahrer gegeben. Deshalb hatte die Gemeinde Schenklengsfeld schon in der Vergangenheit vorgeschlagen, die Schienen abzubauen und einen Fahrradweg aus der Strecke zu machen. „Jetzt ist alles hier Fahrradweg, was früher mal Schiene war“, lamentiert Baumgardt. Es seien bereits 15 Kilometer der Strecke nach Bad Hersfeld abgebaut worden – für einen Fahrradweg. Aber er will die restlichen Schienen nicht diesem Wahn zum Opfer fallen lassen, ist die Strecke in der Gegend doch „der einzige erhaltene Anschluss, der noch funktioniert.“

Der Förderverein will, dass die Züge wieder auf die Schienen kommen, seit knapp 25 Jahren hält er diese schon für ihre Rückkehr warm. Denn zu DDR-Zeiten war die Strecke der Bad Hersfelder Kreisbahn noch wichtig. Damals war sie die einzige Bahnverbindung aus dem Werratal über bundesdeutsches Gebiet, auf der regelmäßig Kalizüge verkehrten. Mit der Grenzöffnung verlor die Strecke an Bedeutung. Schließlich kaufte sie der Verein dem Staat für einen Euro ab. Seit 1993 verkehren auf der Strecke keine Züge mehr, nur die unermüdlichen Männer fahren mit einer Fahrraddraisine an ihr entlang, um Grünzeug zu entfernen, Bäume zu fällen, Bahnübergänge frei zu halten.

Verkauft soll die Strecke wahrscheinlich für einen Preis von 50.000 Euro werden. Interessenten sind nach Baumgardt Dampflokbetreiber, Draisinenbetreiber und es gibt sogar ein Angebot aus Holland von jemanden, „der da was machen will, im großen Stil“: Er will auf der historischen Strecke nämlich einen „Pfannkuchen-Express“ einrichten, Züge also, in die die Fahrgäste einsteigen, um die Landschaft zu bestaunen und dabei was Leckeres zu essen.
Damit aber der neue Besitzer keinen plötzlichen Sinneswandel erfährt und die Schienen nicht doch entfernt, will der Verein die Strecke unter Denkmalschutz stellen und im Kaufvertrag eindeutig regeln, dass die Schienen bleiben müssen und die Züge nur kommen sollen.
Das komplette Interview zum Nachhören:
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