Jeder kennt die englische Kultstätte Stonehenge, die seit Jahrtausenden Menschen aus aller Welt fasziniert und zu Rätseln und Spekulationen verleitet. Das Ringheiligtum von Pömmelte dagegen war bis vor kurzem kaum bekannt – bis Forscher eine Entdeckung machten, die zu schauerlichen Schlüssen verleitet: Überreste von Menschen.
Verletzungen vor dem Tod

„Zentraler Bezugspunkt für die Region“
Die Anlage war aber sicher nicht einfach ein Ort, an dem grausam und sinnlos gemordet wurde. Sie habe eine wichtige Aufgabe in der Gesellschaft als „zentraler Bezugspunkt für die ganze Region“ erfüllt, hebt der Prähistoriker hervor. Sie diente demnach als Versammlungsplatz. Rituale, die dort stattfanden, dienten vermutlich der Stabilisierung der Gesellschaft.

Die Stätte entstand im dritten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung. „Wir hatten in Mitteldeutschland zu diesem Zeitpunkt zwei konkurrierende Kulturen: die schnurkeramische Kultur und die Becherkulturen“, erklärt Bertemes. Die Stabilisierung beider Kulturen auf engem Raum musste irgendwie geregelt werden. Und das eben wird der Zweck solcher Heiligtümer gewesen sein: „Kollektivbildende Maßnahmen“.
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120 Meter Durchmesser: „Monumentale Dimensionen“
Für den Forscher hat die Anlage mit ihren 120 Metern Durchmesser „monumentale Dimensionen“. Außerdem sei sie sehr komplex aufgebaut: Mehrere konzentrische Kreise aus Palisaden und lockerstehenden Pfosten, dazu ein Graben und ein vorgelagerter Wall – so etwas braucht Planung, Koordination und viele mitwirkende Kräfte. Deswegen gebe die Anlage auch Hinweise auf die Organisation der Gesellschaft von damals, so Bertemes.

Im Gegensatz zu Stonehenge ist das Ringheiligtum in Pömmelte nicht auf die Wintersonnenwende ausgerichtet, sondern auf die Zeit um den 1. Mai herum. Im Keltischen entspricht das dem Beltainefest, das den Sommeranfang markiert.
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Das komplette Interview mit Prof. François Bertemes zum Nachhören:
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