„Die Verbündeten der USA haben Zweifel an deren Verlässlichkeit und Bereitschaft, Verpflichtungen zu erfüllen. Das war auch früher der Fall, wird sich nun aber verschärfen. Europa ist verwirrt, denn es befürchtet, außerhalb der Prioritäten der neuen US-Regierung zu landen“, so Lukjanow.
„Besonders schwer hat es Deutschland, das versucht, die zunehmenden Herausforderungen in Europa irgendwie zu meistern, und kürzlich beschloss, sich ernsthaft an die gewohnte US-Schulter anzulehnen. Ob diese Schulter nun bleibt, steht in den Sternen“, heißt es im Kommentar.
Auch in Asien herrsche Unklarheit über Trumps künftige Politik: „Japan und Südkorea denken ernsthaft darüber nach, wie sie ihre Sicherheit im Angesicht Chinas und des aggressiven Nordkoreas gewährleisten sollen, aber auch darüber, wie sich Washington im Fall einer Eskalation verhalten wird. China passt aufmerksam darauf auf, inwieweit Trump seine scharf antichinesische Wahlrhetorik nun umsetzen wird. Der Iran will wissen, was mit dem Versprechen des designierten US-Präsidenten geschehen wird, Obamas Atom-Deal mit Teheran zu kündigen“, so Lukjanow weiter.„Im Nahen Osten ist Israel die einzige angekündigte Priorität, alles andere nebulös. Ein Regimewechsel in weiteren Ländern der Region ist eher nicht zu befürchten – das neue Team in Washington wird dazu offenbar nicht geneigt sein“, lautet die Prognose des Experten.
Generell schreibt Lukjanow: „Seit einem Vierteljahrhundert hat sich die Welt tatsächlich an eine US-Dominanz gewöhnt. Diese gefiel, gelinde gesagt, nicht allen, machte aber auf ihre Weise das Tragewerk der Weltpolitik aus. Ein Verzicht der USA auf diese Rolle bzw. die Befürchtungen, dass er möglich wäre, eröffnet allzu viele undurchschaubare Perspektiven. Vorerst ist niemand dazu ernsthaft bereit, obwohl die Lücke zweifelsohne mit etwas gefüllt werden wird.“
Alle Kommentare
neue Kommentare anzeigen (0)
Antwort an(Kommentar anzeigenKommentar ausblenden)