Nach fünftstündigem Verhör ist Knjasewa eigenen Angaben zufolge an die russische Grenze gebracht worden. „Dort hat man mir etwas von einer Bedrohung für die nationale Sicherheit vorgelesen. Dann sagten sie ‚Hoch lebe die Ukraine‘. Ich sagte ‚Hoch lebe Russland‘“, erzählt die russische Journalistin.
Kurze Zeit später hätten ihre Entführer eingeräumt: „Junge Frau, wir bitten Sie um Entschuldigung. Wir würden gern nach Russland fahren, wie lieben St. Petersburg. Aber man erlaubt es uns nicht.“
Dass die Lage der Journalisten in der Ukraine gefährlich bleibt, ist allgemein bekannt. Der ukrainische Journalistenverband beispielsweise erklärte, Angriffe auf Journalisten blieben in der Ukraine ungesühnt. Selbst in so schweren Fällen wie dem Mord am Poroschenko-Kritiker Pawel Scheremet wird nicht ermittelt. Doch das ist noch nicht alles.Denn: Kiew zerstöre jene europäischen Werte, für die sich der Maidan einst eingesetzt hätte, sagte der Politologe und GUS-Experte Alexej Bytschkow vom Institut für Politikstudien.
„Meinungsvielfalt, Transparenz, Redefreiheit – dies waren doch die Werte, für die die Menschen 2014 auf dem Maidan eintraten. Diese Werte werden heute vor allem in der Ukraine bedrängt, ausradiert“, erklärt der Politikwissenschaftler. „Wir sehen: Wer anders denkt, wer die heutige Führung nicht unterstützt – auf diese Leute wird Druck ausgeübt.“
Der Fall von Maria Knjasewa sei bei weitem nicht das erste Mal, dass ausländische Journalisten abgeschoben werden: „Was heute in der Ukraine passiert, ist nichts anderes als die Förderung antieuropäischer Werte. Und das geht zulasten auch jener europäischer Politiker, die das heutige Regime in Kiew unterstützen“, bringt der Wissenschaftler die Sache auf den Punkt.
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