Der russische Politik-Experte Grigori Lukjanow sagte der Onlinezeitung gazeta.ru im Hinblick auf den jüngsten Raketenbeschuss Saudi-Arabiens vom Jemen aus: „Solche Raketenstarts hatte es auch zuvor gegeben. Sie zielen nicht so sehr darauf ab, den Saudis einen ernsthaften materiellen Schlag zu verüben, sondern eher darauf, einen gewissen symbolischen Effekt zu bewirken und die Bereitschaft der Huthi zu bekräftigen, einen Krieg gegen den Eindringling zu führen, und zwar mit allen zugänglichen Kräften und Mitteln.“
In der laufenden Woche teilte die Koalition mit, die saudische Flugabwehr habe eine ballistische Rakete abgefangen, die von den Huthi in Richtung Riad abgefeuert worden sei. Ein Sprecher der Koalition warf laut gazeta.ru dem Iran vor, die Huthi mit Waffen geheim zu versorgen. Eine ähnliche Anschuldigung hatte es auch im November gegeben, als die Huthi ebenfalls eine Rakete gegen Saudi-Arabien abgefeuert hatten. Der Iran weist den Vorwurf zurück.
Grigori Lukjanow kommentierte nun weiter: „Was im Jemen, im Irak oder in Bahrain (also in schiitisch geprägten Regionen nahe der saudischen Grenze) auch geschieht, gibt man jedenfalls dem Iran die Schuld. Das ist eine unentbehrliche Komponente von Riads Informationspolitik, die langfristig auf eine Isolation des Iran abzielt. Saudi-Arabien betrachtet dies als zentrale Voraussetzung für seine eigene Sicherheit. Den Zwischenfall mit der Rakete wird man erneut im Rahmen dieses Kurses instrumentalisieren.“
Die Zeitung „Iswestija“ zitiert in ihrer Onlineausgabe den russischen Auslandsexperten Dmitri Schurawljow mit den Worten, Russland sei in Sachen Jemen gezwungen, einen außenpolitischen Balanceakt auszuführen, denn die Regierung in Moskau habe nicht schlechte Beziehungen sowohl mit dem Iran als auch mit Saudi-Arabien.
Hätte Russland die Huthi unterstützt, so wäre der jüngste Moskau-Besuch des saudischen Königs laut Schurawljow ausgeblieben; hätte Russland das Gegenteil getan, wäre es zu einem Konflikt mit dem Iran gekommen. „Mehr noch: Weder der eine noch der andere Ansatz würde zu einer Regelung des Konflikts im Jemen beitragen“, so der Experte.Die Lage im Jemen hatte sich Ende November erneut zugespitzt. In Sanaa kam es zu Kämpfen zwischen Huthi-Rebellen und Anhängern von Ex-Präsident Ali Abdullah Saleh. Dieser wurde am 4. Dezember getötet. Die Kämpfe forderten Dutzende Todesopfer. Angesichts der Eskalation beschloss Russland einen vorübergehenden Abzug seiner Botschaft aus Sanaa.
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