Nach den Informationen über einen angeblichen Chemiewaffenangriff in Syrien hatte US-Präsident Donald Trump auf Twitter mitgeteilt, dass er Syrien mit Raketen angreifen wolle. Weiter schrieb er: „Mach dich bereit, Russland, denn sie werden kommen, hübsch und neu und ‚smart‘!“ Russland solle nicht Partner eines mit Gas tötenden Tieres sein, das sein Volk tötet und das genießt:
Russia vows to shoot down any and all missiles fired at Syria. Get ready Russia, because they will be coming, nice and new and “smart!” You shouldn’t be partners with a Gas Killing Animal who kills his people and enjoys it!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 11. April 2018
Unübersichtliche und hochgefährliche Lage
Im Sputnik-Telefoninterview mit Karin Leukefeld, die momentan in Damaskus weilt, wirft sie die Frage auf, wer oder was denn genau angegriffen werden solle, und warnt:
„Frankreich hat angekündigt, man wolle Chemiefabriken angreifen, weil dort angeblich wieder Chemiewaffen hergestellt werden. Das würde die pharmazeutische Produktion von Medikamenten hier im Land wieder völlig zurückwerfen. Wenn militärische Ziele angegriffen würden – Flughäfen oder Waffendepots – dann soll das natürlich die syrische Armee schwächen. Daran hat sicherlich Israel ein großes Interesse. Trump hat auch gesagt, er würde die syrische Regierung angreifen. Also vielleicht den Präsidentenpalast oder Ministerien oder öffentliche staatliche Einrichtungen hier in Damaskus. Das wäre natürlich nicht nur ein Verstoß gegen internationales Recht, sondern man würde hier auch sehr große Unruhe und möglicherweise eine massive Fluchtwelle auslösen und diesen bewaffneten Kräften, die noch im Umland von Damaskus aktiv sind, vielleicht die Möglichkeit geben, wiederum einen Angriff auch auf Damaskus zu starten. Eine sehr unübersichtliche und hochgefährliche Lage.“Voreingenommene Informationsquellen
Die Informationen, auf die Trump sich stützt, kommen vonseiten der Opposition. Die Organisation „Weißhelme“ hat in der Nacht zum Sonntagmorgen Bilder und eine Stellungnahme verbreitet, in der behauptet wurde, die syrische Armee hätte einen Chemiewaffenangriff geflogen. Der „Syrische Zivilschutz“, auch „Weißhelme“ genannt, wurde Anfang 2013 von James Le Mesurier, einem früheren Offizier der britischen Armee und privaten Sicherheitsberater, gegründet. Ihre Rolle in Syrien ist umstritten, wie Leukefeld erklärt:
„Es gibt Aussagen, die darauf hinweisen, dass die Weißhelme sehr stark eingebunden sind, nicht nur in die politische Opposition, sondern auch in die bewaffnete Opposition. Da gibt es offenbar teilweise auch personelle Überschneidungen. Von daher denke ich, ist es schon fraglich, ob diese Gruppe tatsächlich neutral und unabhängig agiert. Man kann schon ein großes Fragezeichen hinter die Unabhängigkeit der Weißhelme setzen.“
Neutrale Untersuchungen nötig
Die Informationen der Weißhelme über den Chemiewaffenangriff wurden von Politikern und Medien innerhalb kürzester Zeit aufgegriffen, obwohl überhaupt keine konkreten Beweise gesammelt wurden. „Man hat also von einer Seite diesen Vorwurf, aber einen solchen Vorwurf muss man natürlich überprüfen, bevor man schwere Beschuldigungen erhebt.“ Karin Leukefeld berichtet:

Our relationship with Russia is worse now than it has ever been, and that includes the Cold War. There is no reason for this. Russia needs us to help with their economy, something that would be very easy to do, and we need all nations to work together. Stop the arms race?
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 11. April 2018
Wem nützt der Chemiewaffenangriff?
Seit 2011 sei die „Armee des Islam“ (Dschaisch al-Islam) in Duma präsent. Unterstütz werde sie von Saudi-Arabien und den USA. Nun habe Russland eine Vereinbarung vermittelt, die besagt, dass sich sämtliche Kämpfer dieser Armee des Islam mit ihren Angehörigen aus Duma zurückziehen. Diese Evakuierung laufe seit dem 1. April, sei dann aber vonseiten der „Armee des Islam“ unterbrochen und ausgesetzt worden. In dieser Zeit seien von dieser Gruppierung neue Angriffe auf Damaskus mit vielen Toten verübt worden. Darauf habe die syrische Armee reagiert. Als dann die Information, dass es einen Chemiewaffenangriff gegeben habe, aufgekommen sei, habe das wiederum eine internationale Eskalation ausgelöst. Man könne also nur sagen, so Leukefeld, dass es der Oppositionsgruppe nütze. Es nützt nicht der syrischen Regierung und nicht Syrien und der Bevölkerung, die sich in einem Prozess des Waffenstillstandes und der Deeskalation befinde. „Es nutzt eigentlich denjenigen, die diesen Krieg fortsetzen wollen.“
Schlimme Befürchtungen in Syrien

„Man sieht hier ein bisschen die Parallele zum Geschehen im Irak im Jahre 2003, als unter dem Vorwand ‚Chemiewaffen‘ auch der Irak angegriffen wurde. Man befürchtet, dass es in diese Richtung geht.“
Drohender Völkerrechtsbruch
Sollte ein solcher Angriff ohne einen Beschluss des UN-Sicherheitsrates stattfinden, und ohne dass die Organisation zum Schutz vor Chemiewaffen (OPCW) hier eine unabhängige Untersuchung vornehmen kann, würden die USA allerdings international an Glaubwürdigkeit verlieren, weil sie sich nicht an das Völkerrecht hielten. Ob das Trump von übereilten Schritten abhält, sei allerdings fraglich.
In der vergangenen Woche waren in den Medien Berichte über einen Giftgasangriff in der syrischen Stadt Duma aufgetaucht, wofür der Westen umgehend Damaskus verantwortlich machte. Die syrischen Behörden und Moskau wiesen die Vorwürfe entschieden zurück.
Als Vergeltung für den angeblichen Giftgasanschlag im syrischen Duma hat US-Präsident Donald Trump am Mittwoch in einem Tweet einen Raketenangriff gegen Syrien angekündigt. Dabei sprach er eine direkte Warnung an Russland aus.
Der russische Botschafter im Libanon, Alexander Sassypkin, erklärte indes, Russland behalte sich das Recht vor, alle Raketen „im Falle einer US-Aggression“ zu vernichten. Im Außenministerium in Moskau betonte man, dass die Gefahr einer direkten militärischen Konfrontation zwischen den USA und Russland momentan höher als vor dem Vorfall in der syrischen Stadt Duma sei.
Das komplette Interview mit Karin Leukefeld zum Nachhören:
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