„Der Kauf von Monsanto durch Bayer ist eine gigantische Übernahmeschlacht, die den europäischen Agrarsektor verändern wird“, betonte er in einem Interview für die Sputnik-Korrespondentin Anne-Kathrin Glück. Der Leiter des Instituts für Arbeit und Wissenschaft sieht dabei die Profitgier der Aktionäre und nicht das Wohl der Gemeinschaft im Vordergrund.
Über die Gründe der Übernahme hatte der Vorstand der Bayer AG in einem Pressestatement geschrieben: „Die heutige Ankündigung ist eine Bestätigung für alles, was wir erreicht haben, und für den Wert, den wir für die Stakeholder von Monsanto geschaffen haben. Wir sind überzeugt, dass der Zusammenschluss mit Bayer für unsere Aktionäre die bestmögliche Wertschaffung bedeutet.“
Stimmen die Kartellbehörden der Fusion zu, würde Bayer so zum Vorreiter im Agrarchemiegeschäft werden und darin sieht Professor Hickel der Uni-Bremen das Problem: „Die Monopolstellung schafft große Abhängigkeiten vor allem für Landwirte, die auf das System angewiesen sind.“ Doch Bayer, so Hickel, gehe auch ein großes Risiko ein, da Monsanto seit Jahren — anders als vom Bayer-Vorstand behauptet — ein miserables Image habe.Ob sich der umstrittene Unkrautvernichter Glyphosat als Folge der Übernahme endgültig auf dem EU-Markt ausweitet, sei wahrscheinlich, meint Professor Hickel. Denn nun habe nicht nur Monsanto, sondern auch Bayer ein Interesse an der Vermarktung von Glyphosat. „Und das reiht sich mit den Ängsten der Menschen über TTIP ein. Denn nun wollen sich nicht mehr nur amerikanische Unternehmen in den europäischen Markt einmischen. In dem Fall ist es ein deutsches Unternehmen, das amerikanische und deutsche Interessen durchdrücken will. Das ist eine massive Gefährdung der Demokratie“, argumentiert Hickel.

Auf die Frage, welche Auswirkungen die Lobbyverbände auf die soziale Marktwirtschaft im Gesundheitswesen haben, antwortet der Experte: „Rund um TTIP befindet sich Deutschland aktuell in wichtigen Auseinandersetzungen mit den USA. Die US-Richtlinien für die Zulassung für Arzneimittel sind zwar schärfer formuliert. Doch durch solche Synergien entsteht ein Lobbymachtzentrum, was massiv im Widerspruch steht mit dem, was wir soziale Marktwirtschaft nennen.“ Weiter: „Und die ökonomische Macht ist verbunden mit dem Ziel, Produkte durchzusetzen, die was die Krebsanfälligkeit betrifft, extrem umstritten sind.“
„Heutzutage nimmt die Chemieindustrie zunehmend Einfluss auf die Politik, ob es um die Zulassung von Medikamenten oder um den agrarökonomischen Sektor geht“, betont der Experte.
„Auf der einen Seite werden Arzneimittel entwickelt, um den Menschen zu helfen. Auf der anderen Seite werden Produkte entwickelt, die den Einsatz von Arzneimitteln erforderlich machen. Das könnte man auch als einen zynischen Kreislauf eines Großunternehmens bezeichnen.“
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