Dass der Euro öffentlich immer wieder Meinung zum Sündenbock gemacht wurde, entspricht nach Ansicht Praets in Bezug auf Italien nicht der Wirklichkeit.
„Nostalgische Gespräche darüber, dass alles mit der Einführung der Lira wieder in Ordnung käme, führen die Menschen bloß in die Irre". Der Preis einer Rückkehr zur Lira würde so hoch ausfallen, dass vor allen die armen Bürger darunter leiden würden.
Derartige populistische Maßnahmen könne man vermeiden, so Praet weiter, indem man die richtigen Probleme der italienischen Wirtschaft löse — wie das Bildungssystem, die Frauenbeschäftigung, die Qualität der Staatsverwaltung und die Verbreitung von Informationstechnologien.
Der EZB-Ökonom zeigte sich besonders besorgt über den „populistischen Diskurs", laut dem alles vor der Einführung des Euro besser gewesen wäre. „Das ist eine Irreführung! Wir sind nach der schrecklichen Erfahrung mit dem Floating und einem gescheiterten Versuch der Regulierung zur Währungsunion gekommen. Nach einer großen Abwertung der Lira 1992 wurden nichttarifliche Handelshemmnisse eingeführt und der Einzelhandel war bedroht", betonte er.
Ein möglicher Verzicht auf die gesamteuropäische Währung ist in Teilen der politischen Kreise Italiens wegen der anhaltenden Krisenerscheinungen populär geworden. Allerdings gibt es Unterschiede auch unter Oppositionspolitikern unterschiedliche Problemlösungsansätze.
So schlägt der ehemalige Premier Silvio Berlusconi vor, eine „neue Lira" einzuführen und den Euro für den internationalen Handel aufrechtzuerhalten. Die Fünf-Sterne-Bewegung ruft zu einer Volksabstimmung über den Verzicht auf den Euro auf, der Chef der Lega Nord, Matteo Salvini, plädiert eindeutig für den Austritt aus der Eurozone.
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