Unmittelbar nach dem Bombenangriff war unklar, wessen Flugzeuge dafür verantwortlich waren. „Das ist schrecklich“, erklärte Russlands UN-Botschafter Vitali Tschurkin. „Hoffentlich waren wir daran nicht beteiligt. Für mich wäre es leichter, ‚nein‘ zu sagen, aber ich bin eine verantwortungsvolle Person. Ich muss mich zunächst beim Verteidigungsministerium erkundigen.“ Später teilte die offizielle Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, mit, dass Russland mit diesem Luftschlag „nichts zu tun“ habe.
„Es wurden viele Menschenleben zerstört, auch Syrien selbst wurde vernichtet“, sagte der für humanitäre Fragen zuständige stellvertretende UN-Generalsekretär, Stephen O’Brien. „Und das alles passierte unter unserer kollektiven Kontrolle.“ Die Todesopfer unter den syrischen Zivilisten warf er Russland und den syrischen Regierungstruppen vor.
US-Botschafterin Samantha Power unterstützte O’Brien: „Russland verlangt von der UNO Vertrauen. Aber Sie bekommen von uns keine Glückwünsche und kein Vertrauen, nur weil Sie im Laufe eines Tages oder einer Woche keine Kriegsverbrechen begehen.“ Zugleich las sie ein angeblich von einem russischen Flugzeug auf Ost-Aleppo abgeworfenes Luftblatt vor: „Das ist eure letzte Hoffnung. Rettet euch. Wenn Ihr dieses Gebiet nicht sofort verlasst, werdet Ihr vernichtet.“ Darauf sagte Tschurkin unter Berufung auf das russische Verteidigungsministerium, dass russische Kampfjets seit einer Woche nicht näher als zehn Kilometern von Aleppo in der Luft gewesen seien.
Die wachsenden Spannungen in den russisch-amerikanischen Beziehungen standen auch auf der Tagesordnung der gestrigen Gespräche des Diskussionsklubs „Waldai“, an der sich Russlands Außenminister Sergej Lawrow beteiligte. „Russland war es nicht, das die Beziehungen zu den USA anspannte, aber es ist bereit, wieder positiv zu handeln. Das ist schwierig, denn die USA lügen immer und verfolgen irgendwelche Ziele, die sie nicht erwähnen“, zitierte der Politologe Nikolai Slobin den russischen Chefdiplomaten.
Experten warnen derweil vor einer weiteren Eskalation bei Aleppo, wo sich zahlreiche Rebellen sowie Hunderte al-Nusra-Kämpfer befinden. „Falls die syrische Armee Aleppo nicht sofort erobert, könnte sie in der nächsten Zeit auf große Probleme an der östlichen Front stoßen“, betonte der Arabist Leonid Issajew von der Moskauer Higher School of Economics. „Der IS könnte die sich bei Aleppo befindlichen Truppen einfach von der Hauptgruppierung abschneiden. In Aleppo sollte man sich beeilen, denn dieser Einsatz dauert schon viel zu lange.“ Die syrischen Regierungstruppen versuchen bereits seit dem frühen Sommer, Aleppo zurückzuerobern.
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